Der Konzerttechniker — Das Rückgrat eines Klavierwettbewerbs
„Die Heinzelmännchen von Köln“, eine deutsche Volkssage, berichtet von kleinen Hausgeistern, die den Bürgern alle Arbeit abnahmen und in der Nacht erledigten, so dass die Kölner sich ganz auf sie verließen und selbst einen leichten Tag hatten. Die Heinzelmännchen blieben unsichtbar, waren hocheffizient — und erhielten nie Dank. Viele Konzerttechniker wissen nur zu gut, wie sich das anfühlt, besonders bei Klavierwettbewerben ...
Im Konzertbetrieb sind die Klaviertechniker Schlüsselpersonen. Insbesondere bei Wettbewerben. Wenn ein Jurymitglied krank wird, kann der Wettbewerb problemlos weitergehen. Nur der Algorithmus für die Abstimmung muss angepasst werden. Wird aber der Konzerttechniker krank, ist der ganze Wettbewerb in Gefahr! Die „Appassionata“ auf einem ungestimmten Instrument? „La Campanella“ mit einer zähen Repetition? Unvorstellbar!
Kein Zweifel, der Flügel auf der Bühne muss in perfektem Zustand sein. Für die Pianisten ist das unabdingbar, für die Jury und die Organisatoren eine Selbstverständlichkeit, für das Publikum schlichtweg normal. Aber wer weiß schon wirklich, wie die Perfektion auf der Bühne erreicht wird?
Wenn Pianistinnen und Pianisten, Jury und Publikum zum Üben, Essen oder Ausruhen gehen, beginnt die Arbeit des Konzerttechnikers. Dann muss das Instrument für die nächsten Aufführungen vorbereitet werden. Diese Arbeit geschieht meist in Einsamkeit — ungesehen.
Bei zahlreichen Klavierwettbewerben sind mehrere Klavierfirmen beteiligt. Das heißt, dass die Zeit für den technischen Service auf der Bühne zwischen den Teams aufgeteilt werden muss.
In den Nachtschichten beispielsweise sind die Zeitfenster am Anfang oder am Ende bevorzugt. In den anderen Stunden kann man ausruhen oder schlafen. Die Schichten in der Mitte sind hingegen einfach furchtbar: Es bedeutet 2 Stunden schlafen, um Mitternacht in den Saal kommen und 2 bis 3 Stunden intensiv arbeiten, zurück ins Hotel gehen und nochmal 3 Stunden schlafen — bis der neue Tag beginnt. Weil nun Fairness wichtig ist, wechseln die Teams Nacht für Nacht die Schichten. So wird jeder gleich gut oder gleich schlecht behandelt, je nach Sichtweise. Wenn schließlich der erste Teilnehmer seine Finger auf die Tasten legt, ist der Biorhythmus der Techniker bereits hinüber...
Mehr als alle anderen sind Konzerttechniker das Rückgrat von Klavierwettbewerben, indem sie den Pianistinnen und Pianisten den roten Teppich ausrollen. Sie müssen gesund sein, aufmerksam, schnell, geduldig, effizient, freundlich, einfühlsam, immer gut gelaunt und nie müde, als ausgezeichnete Handwerker wie auch sensible Psychologen. Jeden Tag — und jede Nacht! Sie sind sicherlich die am härtesten arbeitenden Menschen bei Wettbewerben.
Wie sehr verdienen sie es, anerkannt, geschätzt und gelobt zu werden! In seinem Buch „Show me your hands“ hat der Pianist Alexandre Tharaud ihnen ein ganzes (und ausgezeichnetes) Kapitel gewidmet. Jedoch — aus den Augen, aus dem Sinn — werden in den meisten Abschlussreden die Techniker nicht einmal erwähnt. Sie werden schlicht vergessen und als selbstverständlich genommen. Unsichtbare Arbeiter, wie die Heinzelmännchen von Köln ...
Glücklicherweise ist das nicht überall so, denn es gibt auch gute Beispiele. So werden, um einige zu nennen, in den Katalogen des Concours Géza Anda oder des Tschaikowsky-Wettbewerbs die Techniker persönlich erwähnt. Besser noch als gedruckte Namen sind freilich die Gesichter! Der Chopin-Wettbewerb 2021 hat einen ganzen Film über die Arbeit der Konzerttechniker gedreht.
Bei der Preisverleihung der Leeds Competition 2021 wurde der Konzerttechniker Ulrich Gerhartz auf die Bühne gebeten, Seite an Seite mit der Jury und den Preisträgern, und dort im Rampenlicht beklatscht. Es war wohlverdient und so richtig, wie es in Leeds gehandhabt wurde. Ähnlich erwies man Anfang 2023 bei der Horowitz Competition Kyiv-Geneva dem Konzerttechniker François-Jérôme Vincent ausdrücklich die Reverenz. Wäre solches nicht angemessen für jeden einzelnen Klaviertechniker überall?
Fotos: © Yoel Levy
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