Work Songs: Jason Moran über Musik, Raum und Zeit

Von Ben Finane

„Ich habe oft darüber nachgedacht, wie Musik, insbesondere Jazz, in Räumen funktioniert — und wie Entertainment zum Beruf werden kann, insbesondere für afroamerikanische Jazzmusiker“, sagt der Pianist Jason Moran. „Die Beziehung des Jazz zum Arbeitslied, zu Liedern, die einst von Sklaven gesungen wurden, hat mich dazu angeregt, selbst zu erforschen, wie diese Musik in Umgebungen eingesetzt wurde, an die Sklaven gewöhnt waren.“

Morans Betrachtung von Arbeitsliedern brachte den Jazzpianisten und MacArthur-Stipendiaten schließlich dazu, auf der Biennale in Venedig in diesem Sommer eine Multimedia-Ausstellung mit dem Titel STAGED zu gestalten. Die dreidimensionale, freistehende skulpturale Installation rekonstruiert architektonische Elemente des Savoy Ballroom und des Three Deuces, zweier legendärer Jazz-Locations in New York City, in denen einige der größten Jazz-Auftritte ihrer Zeit stattfanden.

Bei der Biennale steht die Wand des Savoy der Bühne des Three Deuces gegenüber und verkörpert so ein Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Epochen des amerikanischen Jazz:

Die Swing-Ära der 1930er Jahre und der Bebop der 1950er Jahre.  Moran erklärt, dass der Savoy Ballroom ein riesiger Raum war, der zum Tanzen gedacht war. Als der Swing aus der Mode kam und die Jazzgruppen sich buchstäblich verkleinerten, schrumpften auch die Bühnen. Obwohl die Musiker „in eine Ecke gedrängt wurden“, wie Moran es ausdrückt, „blieb die Musik rebellisch“. Die Besucher gehen zwischen zwei getrennten, aber miteinander verbundenen musikalischen Räumen hin und her, während eine Reihe alter und neuer Songs auf einem STEINWAY SPIRIO — dem kürzlich erschienenen hochauflösenden Player-Piano von STEINWAY & SONS — gespielt werden. Das Erlebnis unterstreicht die Arbeit der Musiker, die diese ursprünglichen Kontexte und Situationen belebt haben.

„Wenn das SPIRIO aktiviert wird und sich Menschen um das Klavier versammeln, ist das ein echter Moment“, sagt Moran. „Es hat etwas Jenseitiges und Geisterhaftes. Musik war schon immer etwas, um das sich die Menschen versammelt haben, ähnlich wie Essen, und SPIRIO ist ein Rattenfänger für die Menschen, die durch die Galerien gehen.

„Am Anfang war es schwierig, mit SPIRIO zu arbeiten, weil ich es nicht gewohnt war, mich selbst spielen zu hören“, sagt Moran. „Ein Pianist verbringt seine Zeit hinter der Tastatur und hört sich selbst nicht zu. Selten können wir auf der anderen Seite eines Klaviers stehen und die Wellen hören, die uns aus verschiedenen Winkeln treffen.  Es hat lange gedauert, bis ich mich im Laufe dieses Prozesses daran gewöhnt habe und mich dieser Art von Reflexion unterziehen konnte — was wunderbar und augenöffnend war.“

Moran erklärt, dass die Ursprünge der Arbeitslieder bis zu den Field Hollers und dem Blues zurückreichen, die sich natürlich auch heute noch auf den Jazz auswirken. Bestimmte Sänger auf den Plantagen wurden nämlich von den Sklavenhaltern dafür bezahlt, anderen Sklaven etwas vorzusingen, weil sie dadurch schneller, besser und effizienter arbeiteten. „Was die Musik anstrebt“, so Moran über seine Installation, „ist die Erkenntnis, dass die Gemeinschaft ein Teil des Problems ist — aber auch Teil der Lösung sein kann. Manchmal muss man die Leute auf das Problem hinweisen, weil sie einem nicht glauben wollen.“

Dieser Artikel erschien ursprünglich in Listen: Life with Music & Culture, einem preisgekrönten, vierteljährlich erscheinenden Printmagazin, das von Steinway & Sons herausgegeben wird.

Film Credits
Jason Moran: STAGED
Director: RoundO Films
Producers: Steinway & Sons, RoundO Films
Executive Producer: Radiclani Clytus
Director of Photography: Gregg Conde
Editor: Anthony Gannon
2nd Unit Director of Photography: Joseph Paul Alvarado
Performance Sound Recordist: Matteo Costa
Colorist: Beth Cohon
Post Audio Engineer: Kyan Taylor